„Wir werden grüner“ – Nachhaltigkeit im Diskurs an der Universitätsmedizin Halle

Ein Kompass mit grüner Nadel deutet auf das Wort "Nachhaltigkeit".

In Europa gehen über fünf Prozent der Emissionen auf das Konto von Krankenhäusern. Deutschlandweit fallen pro Jahr schätzungsweise 100.000 Tonnen medizinischer Müll an. Gleichzeitig wirken sich die Folgen des Klimawandels direkt auf die Gesundheit der Menschen und auf die Leistungsfähigkeit der Versorgung aus. Die Universitätsmedizin Halle beschäftigt sich mit der Frage, wie sich diese Herausforderungen zukünftig adressieren lassen. Das Profilzentrum Gesundheitswissenschaften (PZG) lud gemeinsam mit der „AG Nachhaltigkeit Universitätsmedizin“ am 06. Juni 2023 zum Symposium „Klima und Gesundheit – dem Wandel begegnen“ ein, um die vielen Facetten der Nachhaltigkeit zu debattieren.

Wie lassen sich Effekte verringern und wie geht man mit dem Wandel um? Bei vier Vorträgen diskutierten mehr als 80 Vertreter:innen aus Medizin, Wissenschaft, Politik und der Öffentlichkeit die Rolle der Universitätsmedizin im Klimawandel. In ihren Grußworten zum Symposium betonten Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), und Prof. Dr. Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Halle (Saale), die Bedeutung der Nachhaltigkeit – für Forschung und Lehre, die Mitarbeitenden und inwieweit Klimaschutz Teil des Auftrags einer Universitätsmedizin sei.

Ansätze für mehr Nachhaltigkeit

Als eine Informationsgrundlage für Politik und Praxis stellte Dr. Martin Mlinarić vom Robert Koch-Institut den Sachstandsbericht „Klimawandel und Gesundheit“ vor. Dieser wurde nach 13 Jahren aktualisiert und soll auch dabei helfen, Forschungslücken aufzudecken. Um den Risiken des Klimawandels rechtzeitig zu begegnen, empfiehlt der Bericht, die interdisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Organisationen zu stärken und die Forschung zu vertiefen.

Wie Krankenhäuser auf der kleinsten Ebene noch „grüner“ werden können, erklärte Dr. Anne Hübner von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit – KLUG e. V. Ob Energie-Effizienz-Rechner oder Methoden, um Wasser zu sparen: Das Gesundheitssystem habe zahlreiche Stellschrauben, an denen man ansetzen könne, und das Potential für weitreichende Veränderungen. Es müsse nur ein Anfang gemacht werden.

Einblicke in nachhaltigere Bauweisen gab Dipl.-Ing. Michael Mertens, der über die Besonderheiten des Neubaus am varisano Klinikum Frankfurt Höchst in Passivbauweise berichtete. Wärmedämmung, innovative Heiz- und Kühltechnik sowie Wärmetauscher sorgen dort ab sofort für mehr energetische Nachhaltigkeit.

Dass Gesundheitskompetenz wichtig ist, zeigte PZG-Sprecherin Prof. Dr. Eva J. Kantelhardt anhand einer Studie über die Notwendigkeit einer „klimabewussten Gesundheitsberatung“. Über die Hälfte der Befragten wünschten sich demnach eine solche Beratung. „Das ist eine gute Gelegenheit, um auf positive Nebeneffekte von Klimaschutz hinzuweisen. Gesundes Essen und mehr Fahrradfahren helfen nämlich auch der Gesundheit“, so Kantelhardt, die auch Leiterin der AG Global Health an der Universitätsmedizin Halle ist.

Ein erstes Fazit

Im Anschluss konnten die Teilnehmenden bei veganem Essen ihre Fragen und Ideen in Workshops vertiefen. „Wir brauchen konkrete Handlungsmaßnahmen, Zusammenarbeit mit der MLU, Erweiterung in der Lehre und Forschungsprojekte, die sich mit der Medizin mit dem Klimawandel auseinandersetzt. Gleichzeitig muss Nachhaltigkeit ein Querschnittsthema in allen Bereichen sein“, ist das gemeinsame Fazit des Organisationsteams um Dr. Mathias Achter (Ansprechpartner für Nachhaltigkeit), Dr. Anja Knöchelmann (Institut für Medizinische Soziologie) und Prof. Kantelhardt. Das Symposium war die fünfte Auflage der Veranstaltungsreihe „Versorgungsforschung trifft Klinik“ des PZG der Universitätsmedizin Halle, in der wichtige bereichsübergreifende Themen vorgestellt und diskutiert werden.