Neues Schulungsprogramm und computergesteuerte Simulationen trainieren richtiges Verhalten in Notsituationen

Am Universitätsklinikum Halle (Saale) werden in diesem Jahr im Rahmen eines Projektes hochmoderne Simulationstrainings durchgeführt. Ziel ist es, nicht nur die Sicherheit der Patientinnen und Patienten zu erhöhen, sondern auch die Behandlungssicherheit für die Beschäftigten. 

Das neue Schulungsprogramm heißt Crew Ressource Management (CRM) und basiert neben einem Kommunikationstraining auf einem IT-basierten Simulationstraining. An den Trainings werden die ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller interdisziplinären operativen Intensivstationen und einer operativen Intermediate-Care-Station teilnehmen. Bis Ende 2020 sollen erste messbare Erfolge hinsichtlich der Erhöhung von Patientensicherheit, Mitarbeiterzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit erreicht werden.

Anfang März beginnt der erste Block des Projektes mit Kommunikationsseminaren für die insgesamt 143 geplanten Teilnehmenden. Nach einer theoretischen Schulung folgt der eigentliche Trainingsblock. Die simulierten Zwischenfälle werden sowohl vor Ort auf den jeweiligen Stationen als auch im Simulationszentrum des Dorothea Erxleben Lernzentrums der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg durchgeführt. Gleichzeitig werden Instruktoren ausgebildet, die später sogenannte „In-House-Trainings“ mit eigenen Trainern inklusive zugehörigem Material in allen Abteilungen des Klinikums durchführen. 

„Wichtig ist die Kontinuität“, sagt Prof. Dr. Michael Bucher, Direktor der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am UKH. Bereits während ihrer Ausbildung lernen angehende Medizinerinnen und Mediziner in Halle bei modernen Simulationstrainings im Dorothea Erxleben Lernzentrum der Medizinischen Fakultät praktische Fertigkeiten wie Blutabnahme, Injektionen oder Basic-Life-Support. Außerdem können sie komplexe medizinische Szenarien wie die Versorgung von Schwerstverletzten in der Notaufnahme, im OP oder auf der Intensivstation üben. 

Die Simulationstrainings werden sowohl mit computergesteuerten Simulatoren – in diesem Fall Puppen – als auch mit Schauspielerpatientinnen und -patienten durchgeführt. Die Simulatoren werden an echte Beatmungsgeräte angeschlossen, bekommen Infusionen, reagieren auf Medikamente, können allergische Reaktionen oder Blutungen haben. Gesteuert werden die Puppen von spezialisierten CRM-Instruktoren. Das medizinische Personal wird von ihnen in eine Notsituation gebracht. Dabei werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst dem Stress wie in realen Situationen ausgesetzt. 

Der Sinn des Trainings sei das situative Lernen. Es gehe darum, auch in Stress-Situationen richtige Entscheidungen zu treffen, Missverständnisse zu vermeiden und koordiniert zusammenzuarbeiten, so Bucher. Die Nachbesprechung sei daher ein wesentliches Element der Schulung. „In 70 Prozent der Fälle sind sogenannte „human factors“ - also die menschliche Komponente - für Fehler verantwortlich“, erklärt Bucher. Im Simulationstraining stehe deswegen nicht das fachliche Wissen im Vordergrund, sondern die professionelle Kommunikation und Interaktion im Team zu Gunsten des Patienten. „Das Trainingsverfahren stammt ursprünglich aus der Luftfahrt. Auch dort werden die Piloten regelmäßig mit Hilfe eines Simulators auf schwierige oder seltene Zwischenfälle vorbereitet und mittels Simulation das richtige Verhalten in Notfallsituationen trainiert“, so Bucher weiter.  

Erfahrungswerte zeigen, dass Simulationstrainings eine langfristige Wirkung im Sinne der Etablierung einer Sicherheitskultur haben. Internationale Studien haben dramatische Verbesserungen in den Abläufen und eine markante Reduktion von Komplikationen festgestellt.